Du möchtest gerne schreiben, aber kannst dich trotzdem nicht aufraffen? Wenn du auch mit diesem inneren Widerstand zu kämpfen hast, liegt das vielleicht an deinen hohen Ansprüchen und Erwartungen an dich selbst.
Stellst du dir vor dem ersten Satz bereits den fertigen Text oder Roman vor und es erscheint dir unglaublich schwer, dieses Ziel zu erreichen? Genau DAS ist das Problem. Wenn wir jetzt schon das komplettierte „Wunderwerk“ vor uns sehen, dann kommt uns der Weg dorthin beschwerlich bis nicht zu schaffen vor. So macht natürlich auch das Schreiben keinen Spaß.
Um wirklich Freude am Schreiben zu haben, ist es für mich deshalb wichtig, die Perspektive einzugrenzen und immer nur den nächsten Schritt zu sehen. Nicht den ganzen Text, sondern das nächste Wort, den nächsten Satz, und maximal den nächsten kurzen Abschnitt.
Zwei meiner goldenen Grundsätze lautet deshalb:
- Denke bloß nicht an den fertigen Text!
- Und hör auf zu denken, du müsstest ein Meisterwerk in die Welt bringen.
Schreibe einfach. Mit Leichtigkeit und Schritt für Schritt.
Mach's wie Beppo!
Kennst du Beppo den Straßenfeger aus dem Roman „Momo“ von Michael Ende?
Beppo kehrt den lieben langen Tag Straßen. Und zwar mit großer Freude und Leichtigkeit. Doch wie schafft er das? Er sagt, man dürfe nie die ganze lange Straße betrachten, die man noch vor sich habe. Tun wir das nämlich, scheint die Arbeit kein Ende zu nehmen. Dann beeilen wir uns, um möglichst schnell fertig zu werden, es wird anstrengend und die Zeit zieht sich hin wie Kaugummi. Stattdessen, sagt Beppo, seien lediglich der nächste Schritt, der nächste Atemzug und der nächste Besenstrich wichtig. Dann würde die Arbeit auch Spaß bringen und dann mache man sie richtig! Und plötzlich fällt einem auf, dass man die ganze Straße fertig gefegt habe, ohne aus der Puste zu sein.
Also: Schritt. Atemzug. Besenstrich. Schritt. Atemzug. Besenstrich.
Beppos Sicht der Dinge lässt sich auf so vieles im Leben anwenden. Auch aufs Schreiben.
Beppo arbeitet Besenstrich für Besenstrich. Wir arbeiten Wort für Wort.
Die magischen 500 Wörter
Ich habe aufgehört, beim Schreiben den fertigen Roman vor mir zu sehen. Stattdessen schreibe ich einfach so gut wie jeden Tag einen Abschnitt von 500 Wörtern. Und komme damit immer einen kleinen Schritt weiter. Zuerst habe ich versucht, in Zeitabschnitten zu arbeiten. Täglich wollte ich eine Stunde schreiben. Doch mir war das zu mühsam. Habe ich doch ständig einen Blick auf die Uhr geworfen – in der Hoffnung, endlich mit meinem Pensum fertig zu sein. Meistens lag dann doch noch viel mehr Zeit auf dem Zifferblatt als ich vermutet hatte. Frustrierend.
Irgendwann habe ich mir dann das 500-Wörter-Limit gesetzt. Zeitlich kann ich das ganz gut integrieren und es überfordert mich nicht. So hilft mir die begrenzte Anzahl an Wörtern sehr, meinen inneren Widerstand zu überwinden. Warum ausgerechnet 500 Wörter? Einfach nur, weil es eine schöne runde Zahl ist, die mir gefällt.
Ich nenne sie meine magischen 500 Wörter.
Auch, wenn sie manchmal, zugeben, inhaltlich und formal nicht allzu magisch sind. Lach.
Doch ist es irgendwie immer wieder ein kleiner magischer Moment für mich, das 500ste Wort geschrieben zu haben. Es freut mich immer wieder aufs Neue zu sehen, dass ich weitere 500 Wörter aus mir „herausschöpfen“ konnte. Einzigartige Satzkombinationen, individuelle Gedanken, mein eigener verrückter Wortbrei – der manchmal Sinn macht, manchmal auch nicht. Ein Text, den allein ich geschrieben habe. Den es kein zweites Mal auf der Welt gibt.
Vielleicht magst auch du mit den magischen 500 Wörtern arbeiten? Falls ja, setze dich bitte nicht unter Druck. Denn die Magie der 500 Wörter erzielt ihre Wirkung nur unter bestimmten Bedingungen.
Die drei Zauberformeln
Es fällt dir dennoch schwer mit dem Schreiben anzufangen oder du kommst mit deinen Texten nicht voran?
Falls du dir Unterstützung wünschst, dann schreibe mir gerne eine Nachricht über das Kontaktformular oder direkt per Mail an: sarahollrog@icloud.com
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